45. Rennsteiglauf - Supermarathon, 20. Mai 2017
Samstag, 20 Mai 2017

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Umstrittenes Shirt läuft Vereinsrekord
über 73,5 km 
in 7:37:28 Std.

 

(Zensur am 30.05. aufgehoben)

Autor: Erima Rot, das war eine überzeugende Leistung gleich beim ersten offiziellen Einsatz für den SV Weiherhof. Wie fühlst Du dich jetzt? 
Erima Rot: Unbeschreiblich gut. Gleich den ersten Run so zu finishen, das macht man nicht alle Tage. Und das bei der kurzen Vorbereitungszeit, welche uns geblieben war. Ich habe ja erst am Donnerstag erfahren, dass ich am Samstag mit Candy in Eisenach starten werde. Das war natürlich schon ein Brett. Klar, ich bin Profi, aber gleich Ultra auf einer mir völlig unbekannten Strecke in einem neuen Team? Ich war schon etwas geschockt.
Autor: Erima, du sprichst Candy an. Wie war es, in sein Team zu kommen? Deine Verpflichtung war ja im Lauftreff nicht unumstritten. 
Erima Rot: Also, ich war schon gespannt, was für ein Typ das sein wird. Ich konnte ja gar nicht einschätzen ob er grundsätzlich pro oder kontra zu mir eingestellt war. Bislang hatte ich ja alles mit Gerhard ausgehandelt, als es um meine Verpflichtung ging. Natürlich hatte ich mitbekommen, wie denkbar knapp die Entscheidung auf mich gefallen ist. Und mal ehrlich, in Empfang genommen zu werden, um dann gleich in den Kofferraum geschmissen zu werden, dass schafft kein Vertrauen. Ich war mir ziemlich sicher - Candy wird mir keine echte Chance geben. Aber ich habe mich getäuscht. 
Autor: Candy wie war es für Dich, als Teamleader ein neues, wegen seiner Farbe sehr umstrittenes Oberteil zugeteilt zu bekommen? 
Candy: Also mir war natürlich sofort klar, was für eine Aufgabe mir hier bevorstand. Und ich wusste, dass ich uns am Donnerstag erst mal aus der Schusslinie bringen musste und habe Erima daher nicht zu viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. Ich dachte, lieber erst mal gar kein Gespräch als ein schlechtes, welches sofort einen Keil zwischen uns treiben würde. Und unter uns, ich war schon immer ein Fan von Erima Rot und war froh, mit meinem Favoriten an den Start gehen zu dürfen. 
Autor: Erima, wann hast Du gemerkt, dass du im Team Candy eine reelle Chance bekommen könntest? 
Erima Rot: Noch gleich am Donnerstagabend. Candy hat mich sofort zur Mannschaft dazu gelegt. Socken, Unterhose, zwei Laufhosen, Jacken, Weste und Schuhe. Alles war bereits bestimmt, nur ein Oberteil fehlte. Dieser Platz war voll und ganz für mich reserviert. Das war Zuspruch. 1 Rennen und dann nicht nur die Nummer eins sondern das Shirt zu sein. Ohne Wenn und Aber. Das brachte natürlich sofort Selbstvertrauen. Und ich muss sagen, ich hatte mich gleich wohlgefühlt im neuen Team. Wir hatten ja noch den ganzen Freitag Zeit uns kennen zu lernen, während Candy noch arbeiten musste. Der Arme hat ja nicht wie wir einen Profivertrag, sondern muss seine Finanzen noch aufbessern. 
Autor: Wie hast Du das Zusammentreffen des Teams mit dem neuen Shirt empfunden Candy? 
Candy: Naja, der Donnerstag war ja gelaufen. Da hatte ich keine Zeit mehr, mich um meine Kleidung zu kümmern. Umso erleichterter war ich, als ich am Freitag alles packte und die Grundaufstellung anscheinend schon mal zueinander gefunden hatte. Aber zusammengewachsen sind wir dann erst in Eisenach in der Massenunterkunft. Die Nacht war nicht einfach, aber wir haben sie zusammen ordentlich überstanden. 
Autor: Erima, wie war es für Dich als Profi in der Massenunterkunft? 
Erima Rot: Erschreckend, wie Amateure leben müssen. Ich kannte das ja gar nicht mehr. Ich wurde immer ordentlich gepackt und hatte feste Unterkünfte. Erst die Anfahrt mit dem Bus von Schmiedefeld nach Eisenach. Die mussten wir als Begleitungsteam im Gepäckraum überstehen. Und dann auch noch das mit der Unterkunft. Aber hier haben sich die Führungs-qualitäten von Candy gezeigt. Er ist der Kopf der Unternehmung und hat auch so gehandelt. Er hat uns innerhalb einer Nacht zu einer schlagkräftigen Aufstellung geformt. 
Autor: Ein Beispiel bitte.  
Erima Rot: Die ganze Nacht war ja nicht einfach. So viele Teams, und nicht jeder ist so ein ruhiger Schläfertyp wie Candy. Die einen schnarchen, die anderen rennen die ganze Nacht aufs Klo und wieder andere wälzen sich die ganze Nacht auf ihren quietschenden Matratzen. Das kann dich schon echt kirre machen. Aber Candy hat uns alle zusammen gepackt in den kleinen Beutel vom Schlafsack und uns ganz nah an sich herangeholt und sich schützend auf uns gelegt. Das war schon ein Wahnsinns Gefühl, diese Nähe und Vertrautheit nach so wenigen Stunden. Respekt, wie er das gemacht hat. 
Autor: Wie war das aus Deiner Sicht, Candy? 
Candy: Naja, die Grundbedingungen waren wie geschildert. Da ist nichts übertrieben. Aber mir war vor allem wichtig, dass wir in dieser Nacht herausfinden ob die Chemie im Team stimmt. Ob man sich riechen kann quasi. Wir hatten ja noch einiges vor sobald es hell wurde. 
Autor: Und? 
Candy: Nichts und. Das hat gepasst. Ich hatte mein Team gefunden. Obwohl eine heikle Situation gab es da schon noch. 
Autor: Ja? 
Candy: Die endgültige Zusammensetzung. Schuhe und Socken waren klar. Unterhose und Hose auch. Das Wetter war unberechenbar. Gestern war hier die Welt wettertechnisch noch untergegangen. Die Prognosen waren dafür schon etwas besser für den Samstag. Aber wird das Shirt die Belastungen von Temperatur, Wind, Nebel und evtl. Regen alleine aushalten können oder brauchen wir die Weste als "Wasserträger" bis das schlimmste vorbei ist?  Und wie wird die weiße Weste es aufnehmen, wenn der Neue im Team sicher für den Zieleinlauf geplant ist und sie als altgediente wird evtl. vorzeitig rausgeschubst? 
Autor: Und wie hast du das gelöst? 
Candy: Hab ich gar nicht. Erima war´s. Stellt euch vor was das schräge Shirt zu mir sagt:" Pass auf Candy, Du schmierst die Eier und klärst mit der Unter-hose, dass die drei nicht streiten. Und ich rede mit der weiße Weste und kümmere mich darum dass es zwischen uns, den Nippeln und den Achseln, keine Reibung gibt." Das war ein Ding. Peng, da war mir klar, das wird was. Ich habe einen Manager für den Oberkörper gefunden und muss mich jetzt nur noch um den Laufapparat kümmern. Das war die Unterstützung, welche ich gesucht hatte. 
Autor: Ihr scheint euch ja wirklich gefunden zu haben. Wie hat sich das Ganze im Rennen ausgewirkt? Hat die Heile Welt gehalten oder hatten alle nur gute Miene zum bösen Spiel gemacht Erima? 
Erima Rot: Nein nein, ganz und gar nicht. Das war die richtige Zusammenstellung. Wir haben es direkt vor dem Start schon gemerkt. Es war wirklich kühl und ohne die weiße Weste hätte ich Candy nicht warm halten können. Im Gegenzug hat die weiße Weste aber auch nach dem Start nicht die Heizung aufgedreht sondern geholfen ein moderates Oberkörperklima zu halten. Und das war bestimmt nicht einfach. Wir hatten ja alles außer Regen. Vor allem der Nebel, in welchen wir nach dem ersten Anstieg gelaufen sind, war eine Herausforderung. Der war so dicht, dass alles nass wurde. Hose, Socken Schuhe und auch Weste. Aber mich hat sie da raus gehalten. Danke an dieser Stelle, war eine Topleistung für so ein dünnes Ding, Weste. 
Autor: Ihr scheint ja Freunde geworden zu sein, Du und weiße Weste? Wie hast Du das Rennen wahrgenommen und empfunden Candy? 
Candy: Ja, wie Erima schon sagt, die Bedingungen waren für das Begleitungsteam bestimmt nicht optimal, aber sie haben das ganze sehr gut gelöst. So hatte ich den Kopf frei mich um den Bewegungsapparat zu kümmern und das Rennen zu taktieren. Wir wollten nicht zu viel Energie auf den Ersten Kilometern verschwenden da wir uns nicht sicher waren wie viel wir davon später noch zum warm halten benötigen werden wenn wir erst über 700 Meter laufen. Da bläst ja dann doch gerne mal ein kühler Wind der einem wichtige Körner raus reißt welche auf´s Ende zu dann fehlen. 
Autor: Wie war der Rennverlauf insgesamt? Ich habe die Bilder noch gar nicht gesehen, konnte weiße Weste als Vollausstattung mit ins Ziel laufen? 
Candy: Gleich vorneweg, nein. Weste musste zwischendrin, ich glaube so bei Kilometer 58, aussteigen. Sie konnte nicht mehr regulieren und wir drohten zu überhitzen. Aber bis dahin einfach super Leistung. Während des Laufens Wind und Nebel abgehalten, bei den Verpflegungspunkten die Wärme am Körper gehalten. Erst als die Sonne sich einmischte kapitulierte Weste und fügte sich ihrer Aufgabe, machte sich klein und lies Erima und mich frei laufen.
Autor: Frei laufen nach Kilometer 58? Das klingt nach Energiereserven? Erima hast Du das erwartet? 
Erima Rot: Nein, auf keinen Fall. Ich hatte schon von den anderen gehört was letztes Jahr passiert war und damals sogar die Zielankunft kurzzeitig in Gefahr war. Und jetzt so etwas. Jetzt ging es richtig zur Sache. Wir haben noch einmal bewusst Tempo gemacht. Ich muss zugeben das war nicht leicht für mich. Schweiß aufnehmen, abtransportieren, nicht zu sehr am Körper kleben, nicht reiben und vor allem lass ihn jetzt im Schatten bloß nicht gleich frieren. Nochmal können wir Weste nicht aktivieren wenn wir die Schlagzahl beibehalten wollen. 
Autor: Erima klingt ja total begeistert von der eigenen Leistung, hat der Kopf das auch so wahrgenommen? 
Candy: Ja klar doch, oder woher haben die Beine wohl den konsequenten Befehl bekommen, es ab hier nochmal laufen zu lassen? Es hatte alles gepasst, wir sind gut über die Anstiege gekommen, waren warm, und hatten noch Energie. Selbst der Atemapparat hatte diesmal noch keinerlei Anstalten gemacht. Ob es an der klaren, durch den Regen der letzten Nacht gereinigten und sauerstoffreichen Luft lag? Auf jeden Fall war es nun an den Beinen ihren Teil beizutragen um ein starkes Finish zu ermöglichen. Es waren ja nun nur noch 15 Kilometer und da muss man auch mal was aushalten. Und das haben sie am Ende auch getan, sie haben uns auf der Geraden auf gutem Tempo gehalten, am Anstieg weit laufen lassen bevor wir auf Gehen umstellen mussten und haben auch Bergab hervorragendes geleistet. Denn nach so vielen Kilometern geben die Beine auch Bergab Brand als Rückmeldung und nicht mehr Wohlbefinden. Aber sie haben alles ausgehalten und uns sicher nach unten gebracht nach Schmiedefeld.
Autor: Jetzt sind wir am spannensten Punkt angekommen, am Zieleinlauf. Wie war der für Dich Erima? 
Erima Rot: Einfach grandios. Du denkst an die Anfänge des Unternehmens zurück, vom Kennenlernen bis zum Start. Vor nicht mal acht Stunden waren wir uns noch darüber einig, dass wenn wir nur gut durchkommen sollten, alles gut ist. Mehr könne man von einem neu zusammengestellten Team nicht erwarten, und dann das. Persönliche Bestzeit, auf einer um 800 Meter auf 73,5 Kilometer erweiterten Distanz, von 7:37:28 Stunden. Und du warst ein Teil dieses Erfolges. Was soll ich da noch sagen? 
Autor: Noch ein paar abschließende Worte vom Teamleader? 
Candy: Ja unbedingt noch ein paar dankende Worte an alle im Team, und diesmal vor allem an die Neuverpflichtung Erima Rot. Ich wollte das Shirt ja wirklich so haben, aber dass es so viel Leistung hat, hätte ich nicht gedacht. Und ich bin mir sicher, da ist noch mehr drin. Ich freue mich auf viele Wettkämpfe mit ihm. 

Ein unbekannter Autor.