Höhenprofil
Elkes Bericht zur 12,5km-Distanz jetzt online
„. . . Lassen Sie andere an Ihrer Fitness und Ihrem Wohlergehen teilhaben und bestreiten Sie sportliche Aktivitäten gemeinsam. . .“
So stand es in meinem Tageshoroskop für den 21.04.2018 bei „schicksal.com“. Und wenn die es nicht wissen, wer dann?!
Auf der vergeblichen Suche nach einem Jahresevent für den Herbst 2017 brachte Gerhard den Dreiburgenland-Marathon in Thurmansbang im Frühjahr 2018 ins Spiel, vielen noch ein Begriff vom Jahr 2011.
Die Veranstaltung wurde von den damaligen Teilnehmern wärmstens empfohlen mit den Worten „Da geht`s gleich nach dem Start einen ziemlichen Berg hinauf“. Das hätte ich mir eigentlich auch denken können, schließlich hatte ich bereits zwei Vereinsausflüge mitgemacht und ein bergiges Profil schien stets ein entscheidendes Auswahlkriterium zu sein. Ich hatte den Kappelseelauf überlebt und Pfettrach von oben gesehen, also würde ich mich auch mit Thurmansbang anfreunden können. „Schlimmer geht nimmer“ – dachte ich und trug mich für den 12,5 km-Lauf ein.
Diverse Hügel-Trainingseinheiten später machte ich mich in aller Herrgottsfrühe mit Artur auf den Weg in den Bayerischen Wald. Komfortable 2 Stunden vor meinem Start hatten wir genügend Zeit, uns ein Bild vom ersten Kilometer der Strecke zu machen. Danach wollten wir den Rest lieber gar nicht erst in Augenschein nehmen. Es ging bergauf, so viel stand fest.
Nach und nach trudelten alle anderen Teilnehmer des SVW ein, die sich noch nicht, wie einige andere, bereits am Freitag auf die Reise gemacht hatten.
Leider cheftrainer-, aber trotzdem reibungslos gingen die letzten Vorbereitungen über die Bühne, also sonnencremen, Gruppenfoto erstellen und „Viel Spaß“ einreden.
Dann begab ich mich mit Dirk, Sandra, Joachim, Micha, Peter, Radka, Heidi, Ruth und Pia an die Startlinie. Und während in Rom der 2.771ste Jahrestag der Gründung dieser Stadt auf den sieben Hügeln gefeiert wurde, machte ich mich auf den Weg über die mindestens sieben, gefühlt eher mehr Hügel von Thurmansbang.
Blöderweise hatte ich mir ein paar Tage vorher noch ein Werbevideo zum Dreiburgenland-Marathon angesehen. „Das Besondere an unserem Lauf ist natürlich die anspruchsvolle Strecke. . .“ So oder so ähnlich hatte Ludwig Schürger seinen Marathon angepriesen. Wollte ich das wirklich wissen?? Auf den ersten 1,5 km sollte es schlappe 1,3 km bergauf gehen. Und das tat es tatsächlich!
Okay, darauf war ich vorbereitet – auf den Rest eher nicht. Auf dem höchsten Punkt des Laufes angekommen rollte es erst einmal 2,5 km bergab. Das war dann zuletzt schon fast unangenehm, so- dass ich den Fehler machte, mich über den nächsten kleineren Anstieg beinahe zu freuen. Ziemlich schnell waren 5 km zurückgelegt und vor allem angesichts der hochsommerlichen Temperaturen rechnete ich jeden Moment mit einer Verpflegungsstation. Schließlich wird einem sogar beim Nürnberger Stadtlauf im Oktober alle 5 km ein Becher Wasser gereicht. Wasser kam auch – in Gestalt eines Sees. Sehr idyllisch, aber nicht wirklich erfrischend, wie wir da auf staubigen Wegen am Ufer entlangliefen und vor uns hin dehydrierten. Endlich, kurz vor Kilometer 7, ein Silberstreif am Horizont: V3 kam in Sicht (V1 und V2 befanden sich vermutlich auf den längeren Strecken). Schnell ein paar Schluck Wasser, den Rest am besten über den Kopf.
Das Feld war mittlerweile ziemlich auseinandergezogen, was den Nachteil hatte, dass ich anhand der Läufer vor mir die nächsten Steigungen lange im Voraus erkennen konnte. „Aha, schon wieder bergauf! Toll!!“ Dafür wurden wir nach 9 Kilometern ein zweites Mal versorgt. Geht doch.
Zwischen Kilometer 10 und 11 blieb es dann erstaunlich flach. Eine ganz fiese Falle. In meiner grenzenlosen Naivität ging ich tatsächlich davon aus, wenn man Thurmansbang bergauf verlässt, dann kehrt man wohl bergab ins Ziel zurück. So kann man sich irren.
Andere wussten es besser als ich. „Sie sind eine gute Motivationshilfe für andere. . .“ hatte „schicksal.com“ mir für den 21.4. noch prophezeit. Das wollte erfüllt werden. Also suchte ich ein Motivationsopfer und wurde kurz vor dem Ortseingang bei einem Leidensgenossen fündig, der sich gerade dazu entschlossen hatte, stehenzubleiben.
Ich motivierte ihn ungemein mit den Worten „Los, weiter! Ich hab auch keine Lust mehr.“ Es klappte. Im umgekehrten Fall erwies sich dieser Teilnehmer jedoch als wenig aufbauend. Ich wies ihn darauf hin, dass es nur noch ein schlapper Kilometer wäre . . . oder etwas mehr. Er jedoch brachte sogleich Bedenken vor: „Wenn die letzten 1,3 km aber nur bergauf gehen. . .“ Das wollte ich mir lieber nicht vorstellen und blieb positiv gestimmt. . . . zumindest für den Moment. Was soll ich sagen, er hatte recht. Ein Buckel löste den nächsten ab und sogar zum Zieleinlauf ging es ganz leicht hinauf. Den Sprecher am Mikrofon konnte ich bereits hören, bevor die „finish line“ in Sichtweite war, was jedoch nicht bedeutete, dass die Erlösung um die nächste Ecke lag.
Das Ziel erreichte ich dann doch, d.h. das eigentliche Ziel in Form eines Wassertanks. Auf den 50 Metern dorthin fiel ich beinahe über Radkas Nichte, die mir eine sehr schöne Medaille umhängte. Dann endlich, Wasser satt!!
So erfrischt ergab sich schnell eine völlig neue Perspektive. Ein paar Minuten vorher gefühlsmäßig noch kurz vor dem Kollaps, konnte ich nun, zunehmend klarer im Kopf, die Atmosphäre im Zielraum mehr und mehr genießen. Da standen unsere treuen Weiherhöfer Fans, die ich auf den letzten Metern gar nicht wahrgenommen hatte, und harrten, der Hitze trotzend, der Läufer, die da noch kommen sollten. Und wie sie kamen! Das Rot-Schwarz im Verpflegungsbereich mehrte sich minütlich und die Freude über das Ende der Strapazen, das isotonische Belohnungsweizen sowie über die tollen Endzeiten stand früher oder später jedem ins Gesicht geschrieben. Anke setzte um kurz vor halb zwei nach anstrengenden 21,1 km den Schlusspunkt und versicherte: „Hier renne ich nicht mehr!“
Ins Hotel zog es eigentlich niemanden so recht, zu schön saßen wir außen vor dem Zelt in der Sonne und feierten uns selbst. Und das zurecht. Angesichts der nachfolgenden Siegerehrungen, bei denen wir insgesamt 7 Pokale abräumten, hätten wir eigentlich noch einen achten verdient, für den Verein mit den meisten errungenen Trophäen. Aber gut, wir hatten auch so genug zu schleppen. Unser Chef konnte mehr als zufrieden sein.
Abgerundet wurde dieser erfolgreiche Tag durch ein gemeinsames Abendessen und den geselligen Ausklang auf der Terrasse, wo man es bis in die Nacht bei sommerlichen Temperaturen gut aushalten konnte.
Artur und ich wollten am nächsten Morgen nicht zu spät aufbrechen und vereinbarten Frühstück gegen 7.30 Uhr. Das bedeutete, dass ich ausschlafen konnte . . . oder besser gesagt hätte können. Das Landleben mag ja durchaus qualitativ wertvoll sein, es hat aber auch seine Tücken. Während der Giger aus der Nachbarschaft uns am Samstag noch um 8.30 Uhr erst mit einem müden Krähen begrüßt hatte, legte er heute bereits um 5 Uhr Früh los. Mit seinem Geschrei weckte er auch noch sämtliche Vögel der Umgebung auf, die dann ihrerseits ihren Senf dazugeben mussten und krakelten, was das Zeug hält. Musste das sein? Am heiligen Sonntag?? Und wie um sämtliche Klischees der niederbayerischen Provinz zu erfüllen, spielte später noch irgendwo im Dorf einen Blaskapelle auf. Ja, man bekam schon was geboten auf diesem Vereinsausflug.
Trotzdem machten wir uns gegen 10.30 Uhr auf den Heimweg, im Gepäck den Wanderpokal der HM-Mannschaft, den es nächstes Jahr theoretisch zu verteidigen gilt.
Und, Anke, wie wär`s? Rennst du vielleicht doch nochmal? Pokal verpflichtet 😊
Eure Elke von der 12,5 km-Mannschaft
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