9.Oberelbemarathon am 30.04.2006
Mittwoch, 10 Mai 2006

Gerne komme ich der Aufforderung nach, meine Impressionen von o.g. „Event“ mit euch zu teilen. Vorhang auf für die Uraufführung des 9. Oberelbemarathons

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Mitwirkende: 
a) Akteure:  Gerhard, Heidi, Heike, Klaus und Roger
b) in den Nebenrollen: aber wie jeder weiß, alles andere als passiv: unsere treuesten Fans – unsere Partner
Kulisse: 
en masse hatte das malerische Elbtal mit seinen wildromantischen Sandsteinformationen, Brücken, Dampfern und Schlösschen zu bieten

Handlung: 
Anreise Sa. 29.04.  bei Dauerregen und kühlen 5 Grad nach einer Fahrtdauer von ca. 3,5 Stunden incl. Schneefall ab Bayreuth bzw. im Erzgebirge können wir in Dresden-Mitte unsere Startunterlagen im World-Trade-Center abholen. Gegen 17:30 Uhr sitzen wir alle gemütlich beim Italiener „Al Capone“ zusammen um uns für das morgige Vorhaben zu stärken und um ein paar kleinere Details zu erörtern. Die 10.Dresdner-Kneipennacht führt 2 Stunden später zu einem regelrechten Gedrängel und eigentlich waren wir froh, recht schnell abkassiert worden zu sein. Unsere Wege trennen sich, da wir direkt in Königstein (bekannt durch seine gewaltige Festung) Quartier bezogen haben. Na dann bis morgen früh so gegen 9:00 Uhr.

Wettkampftag: Sonntag, 30.04.
Erste Amtshandlung um 7:00 Uhr – gleich mal nen Blick aus dem Fenster werfen. Grau und wolkenverhangen mit der Tendenz zu Sprühregen bei schattigen 4 Grad. Schwierig wird’s schon bei der Auswahl der geeigneten Laufkleidung: ¾ Hose oder lieber kurz ? Weste ja / nein? Kappe oder nur Schirmmütze ?
Die „Weiherhofer“ haben bereits eine 1-stündige Anreise mit den Dresdner-Verkehrsbetrieben hinter sich als wir uns planmäßig kurz nach 9:00 Uhr auf der doch relativ übersichtlichen Veranstaltung treffen. Brrr .... Gänsehaut pur ... Heidi hat sich doch tatsächlich für eine kurze Hose und ihr ärmelloses Weiherhof-Shirt entschieden. Gerhard trägt unter seinem Kurzarmshirt noch eines mit langen   Armen und ich bevorzuge – in Hinblick auf Stauraum – zum Kurzarmshirt eine ärmellose Weste. Ein bodenständiger Geistlicher hält eine kurze, ökumenische Morgenandacht bevor es dann mit 9 Minuten Verspätung (durch Verzögerung im Bahnverkehr) um 9:39 Uhr los geht, nachdem von allen Teilnehmern lauthals der Countdown von 10 auf 0 runtergezählt worden war. Die ersten Meter – unterhalb des Bahnhofs – sind noch mit Kopfstein gepflastert, dann folgen ge teerte Wege. Bis „Strand“ - einem was weiß ich wie viel Seelendorf - sind es 5 km. Hier kreuzt der 1. von 2 angekündigten Bahnübergängen. Und dann, oh nein, was soll denn dass? Wir trauen alle unseren Augen nicht: ca15m vor der Überquerung leuchtet doch tatsächlich das Andreaskreuz-Warnblinklicht auf. Max.10 Schritte trennen uns von dem Hindernis Schranke..ausgebremst .... unglaublich, aber es geht absolut nichts mehr. Bis der ganze Spuk vorbei ist bzw. 3 Züge an uns vorüber gerattert sind, vergehen satte 6 Min. Na toll ... sind für kurze Zeit aus dem Tritt und versuchen dann etwas an Tempo zuzulegen. Aber nicht nur aus diesem Grund wird’s uns wärmer. Die Temperaturen steigen und nun fühlt sich Heidi mit wenig Stoff so richtig wohl. Nicht erst jetzt, als die Wolkendecke aufreißt und wir am „Balkon der Sächsischen Schweiz“ der Bastei mit ihren tiefen Schluchten und steilen Abgründen vorbei kommen, empfinde ich diese Strecke als wirkliche Augenweide. Nach knapp 20 km werden wir durch Pirna gelotst. Die Zahl der Zuschauer hält sich – ebenso wie deren Begeisterung – in Grenzen. Von hier aus starteten die Halbmarathonis. So kamen wir beim Überqueren des Marktplatzes noch in den Genuss der letzten Klänge eines Spielmannszuges – incl. Tusch. In Erinnerung wird mir auch der historische Straßenbelag, da Kopfsteinpflaster, bleiben. Bei 2 Std.14 haben wir die Hälfte geschafft. Dann kam mein erster großer Einbruch. Viel früher als erwartet. Mit Kilometer 24 überfiel mich förmlich eine ganze Meute negativer Gedanken: erst etwas mehr als die Hälfte .... das hältst du nicht durch in diesem Wettkampftempo schon gleich gar nicht - du bist eben doch noch nicht so weit! Dir fehlt die Substanz  ... du hast dich überschätzt! Gerhard bemüht sich nach besten Kräften mit gutem Zureden, ist aber nicht minder überrascht über meinen frühen Schwächeanfall. Von Heidi ist nur noch die Silhouette zu sehen.  Jetzt kann mich nur noch meine Trainingsmusik retten. Krame den MP3-Stick hervor und tauche ab in „meine“ akustische und virtuelle Laufwelt. Das funktioniert bis Kilometer 35. Dann folgt auf das ursprüngl. psychische Tief die körperliche Erschöpfung. Die Oberschenkel verhärten sich von Schritt zu Schritt. Es folgt die erste Geh- und Streckpause. Ab km 37 sind es die Waden die ziehend und stechend androhen umgehend zu krämpfeln wenn ich nicht in Kürze die 2. Gehpause einlege. Armer Gerhard ! Auch für ihn ist es hart nicht im eigenen Rhythmus laufen zu können. Trotzdem schreckt er nicht davor zurück, sich bei unserer 3.und letzten Gehpause nach zwei am Boden liegenden 1-Centstücke zu bücken. Ich bekomme einen Glückscent überreicht und ich halte ihn – wie einen verzauberten Edelstein – bis zum Einlauf in das Heinz-Steyer-Stadion in der Hand. Auf den letzten 500 Metern ins Stadion verspüre ich nur noch ein leichtes Brennen meiner Fußsohlen und Erleichterung gepaart mit ein klein wenig Stolz es doch geschafft zu haben.
Etwas wurmt es mich natürlich schon, dass die von mir ursprüngl. angepeilten 4:29:59 durch diese „Schranken-Zwangspause“ den Bach runter sind, aber was soll’s. Nun steht die Zeit von 4:36:43.
Danke Gerhard für dieses großartige Erlebnis und deine moralische Unterstützung!
Danke Heidi, dafür dass du – unbewusst und ungewollt – ab km 24 die Funktion eines Zugpferdchens für mich übernommen hast, da du immer in Sichtweite geblieben bist!
Obwohl ich dir anstelle unangenehmer z.T. heftiger Seitenstechen und eines ab km 35 schmerzenden Knies eine neue, persönliche Bestzeit von ganzem Herzen gewünscht und ehrlich gegönnt hätte.
Ein besonderes Dankeschön geht natürlich auch an unsere Partner, die uns immer zur Seite stehen, uns optimal unterstützen und sehr viel Verständnis für uns Marathonis aufbringen. Eigentlich hatte ich gedacht, ich wüsste sehr wohl worauf ich mich bei einem Marathon einlassen würde, aber es war um einiges härter als erwartet. Wettkampftempo und Trainingstempo sind halt doch zwei paar Schuhe. Frisch geduscht und mit reichlich Muskelfluid behandelt treffen wir uns um 19:00 Uhr  im „La Posada“ – einem Spanier – in Dresden wieder. Nach 3 Stunden in gepflegter Atmosphäre mit reichlich Gesprächsstoff neigt sich auch dieser ereignisreiche, einmalige Tag dem Ende entgegen. Unsere gemeinsame Dresden-Tour beschließen wir am Folgetag mit dem Besuch der Bastei. Rückblickend bin ich froh, mich für diesen, ersten Marathon-Lauf in so netter Runde entschieden zu haben.
Fazit:zugegeben .... der Oberelbe-Marathon ist nicht das Mega-Event mit den Zuschauermassen und unzähligen Musikgruppen, dennoch .... wer mit den richtigen Erwartungen an eine landschaftlich reizvolle Laufstrecke geht, kommt voll auf seine Kosten. Ich hoffe, ich konnte etwas von der Laufatmosphäre dieses Tages rüber bringen und ihr habt  euch beim Lesen dieser Zeilen nicht gelangweilt.

Tja, und nun die obligatorische Frage: ... wird es für mich nochmals einen Marathon geben ?

Wenn alles planmäßig verläuft, sollte ich bis zum Jahrtausend Marathon am: 17.Juni 2007 in Fürth über etwas mehr Substanz verfügen können  .....   :o))

Heike